Di., 3.5.2005
 
 
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4.3.05
"Ein Traum wird wahr!" – Gilbert Schaller ist neuer ÖTV-Sportdirektor

Österreichs Spitzentennis hat einen neuen starken Mann: Gilbert Schaller, ab 1. April ÖTV-Sportdirektor, im tennisweb.at-Interview.

Am 1. April löst Gilbert Schaller, derzeit Kadertrainer in der Südstadt, Stan Franker als Sportdirektor des ÖTV ab. tennisweb.at bat den gerade 36 Jahre alt gewordenen Wahl-Niederösterreicher zum ersten großen Interview nach der offiziellen Bekanntgabe der neuen Aufgabe durch ÖTV-Präsident Wolner am Rande des Daviscups in Australien: Schilli über seine künftige Arbeit für das österreichische Tennis, seine Ziele und Lösungen für Probleme, die – noch – im Raum stehen.

Wir haben heute erfahren, dass du Stan Franker als Sportdirektor ablösen wirst. Seit wann weißt du es?
Fixiert wurde alles vor knapp zwei Wochen bei der letzten Sportkommissionssitzung.

Wie kam es eigentlich dazu? Hast du dich beworben?
Präsident Professor Wolner hat mich im Dezember darauf angesprochen, und ich habe spontan zugesagt. Ich denke, dass der Posten als Sportdirektor eine gute Aufgabe für mich ist.

Ist Stan Franker eigentlich von sich aus gegangen oder entlassen worden?
Die Zusammenarbeit wäre in zwei Jahren beendet worden. Soweit ich weiß, hat Stan nun vorzeitig gekündigt.

Du bist erst im letzten Jahr als Trainer zum ÖTV gekommen, jetzt bist du bereits Sportdirektor.
Ich habe immer von einer solchen Position geträumt. Dass es so schnell geht, hätte ich mir natürlich nicht gedacht.

Was qualifiziert dich für den Job?
Ich denke, mein Engagement und mein Interesse im und für das heimische Tennis zeichnen mich aus. Ich habe außerdem das Wissen, das man braucht, um an die Spitze zu kommen. Ich habe es selbst geschafft und habe gesehen, wie in anderen Verbänden gearbeitet wird.

Was wird sich in deinem Alltag ab sofort ändern? Kannst du uns eine kurze Jobdescription des Sportdirektors geben?
Neben meiner Trainertätigkeit in der Südstadt werde ich auch vermehrt Sichtungen bei nationalen Turnieren vornehmen. Meine Hauptanliegen habe ich in meinem Konzept definiert.

Könntest du uns einen Einblick in dein Konzept geben?
Ich möchte das Image der Südstadt verbessern und das Paket für die Spieler noch attraktiver, noch professioneller gestalten. Auch die Zusammenarbeit mit den Landesverbänden will ich intensivieren. Ein wichtiger Punkt wird auch sein, wieder mehr Kinder zum Tennis zu bringen – mit Projekten wie dem Musterland Steiermark. Und ein großes Anliegen von mir ist, dass unsere Besten mit den Nachwuchsspielern in der Südstadt gemeinsam trainieren.

Gehen wir doch etwas ins Detail – wie kann man die Südstadt attraktiver machen?
Wir haben schon jetzt ein sehr gutes Angebot, aber es gibt immer Optimierungsmöglichkeiten. Die Platzsituation – vor allem im Winter - könnte verbessert werden. Auch die Erkennung und Behandlung von Verletzungen müssen wir verbessern, ebenso das Konditionstraining. Das Image der Südstadt ist schon wesentlich aufgewertet worden, wir haben Salzburger und Tiroler da – sie alle fühlen sich wohl.

Aber nicht alle scheinen sich wohl zu fühlen. Andi Haider-Maurer und David Simon haben zuletzt die Südstadt verlassen …
Die Spieler, die in die Südstadt kommen, legen ihre Karrieren in unsere Hände. Wir übernehmen die Verantwortung für sie und versuchen sie nach bestem Wissen auf die Profikarriere vorzubereiten. Davids Eltern waren mit einigen unserer Ideen nicht einverstanden, daher hat er die Südstadt verlassen.

Zum nächsten Punkt deines Konzepts: Zusammenarbeit mit den Landesverbänden.
Ich will den Dialog suchen, es gilt einiges zu tun: Es muss die grundsätzliche Bereitschaft geben, dass die besten Jugendlichen mit 15 oder 16 in die Südstadt entsandt werden. Wir müssen außerdem die Zusammenarbeit mit den Landesverbandstrainern verbessern; hier muss mehr im taktischen Bereich gemacht werden. Man muss die Kids auch körperlich besser ausbilden.

Was wirst du im aktuellen Fall Klotz/Khanna unternehmen? Die beiden waren ja in die Südstadt eingeladen, kamen dann aber nicht. Offenbar gab's da aber gewisse Missverständnisse - Stan Franker wollte, dass man die Förderungen für die beiden einstellt.
Wir werden darüber reden und eine gemeinsame Lösung finden. Noch im März gibt es eine Besprechung mit allen Landesverbandsvertretern in Vorarlberg.

Franziska Klotz hat klar gesagt, sie will nicht in die Südstadt, Khanna nicht ganz so klar. Wie ist deine grundsätzliche Haltung gegenüber Alternativmodellen zur Südstadt?
Wir wollen in der Südstadt für die Spieler ein optimales Umfeld schaffen. Wenn das bei manchen auch ohne Südstadt bereits gegeben ist – mir fallen da Paszek oder Hofmanova ein –, dann wollen wir sie dort nicht rausholen. Dennoch können wir beim ÖTV gemeinsame Trainingswochen arrangieren.

Ist das eine Einladung?
Definitiv. Ich lade alle Interessenten herzlich ein, sich an mich zu wenden. Tamira Paszek zum Beispiel kann gerne bei uns trainieren, und auch ihr Vater kann gerne dabei sein. Ich denke, das würde allen etwas bringen.

Also du verteufelst niemanden, der nicht in die Südstadt will?
Wenn sein Umfeld stimmt, nein. Ich verteufle sie dann, wenn uns ein Talent verloren geht, weil er oder sie zuhause keine perfekten Bedingungen hat.

Woran liegt es, dass die Südstadt kein so gutes Image hat?
Ich bin in der Zeit groß geworden, als die Besten in die Südstadt gegangen sind. Inzwischen hat sich viel verändert, 15 Jahre war gar nichts in der Südstadt, man musste sich Alternativen überlegen. Und ein Umkehrprozess ist natürlich schwierig und kann nur langsam vor sich gehen.

Du sagst, wenn die Talente dann in der Südstadt sind, sollen sie auch mit den Topspielern trainieren. Klingt nach dem Vorbild Spanien ...
Derzeit klappt das in der Südstadt schon ganz gut. Stefan Koubek hat zuletzt viel mit der HSZ-Truppe trainiert, auch Alex Peya spielt mit den Burschen, und ebenso Julian Knowle – wenn sie in Wien sind. Für die Kids ist das Training eine unglaubliche Motivation, das muss forciert werden. Ich möchte auch Jürgen Melzer einladen, ab und zu mit uns oder auch einfach bei uns zu trainieren.

Bei den Damen ist der Anreiz in die Südstadt zu kommen derzeit aber nicht ganz so groß …
Derzeit haben wir hier keine Topspielerin, aber wenn wir weiterhin so professionell arbeiten, vielleicht schon bald. Und von der Einstellung einer Verena Amesbauer, die in jedem Training alles gibt, können sich viele etwas abschauen.

Wer steht derzeit im Damenkader? Gab's da außer der Entlassung von Daniela Kix Veränderungen?
Verena Amesbauer, Kathrin Glatz, Kathi Negrin und Christina Dienstl sind im Kader, Marlena Metzinger trainiert auch mit. Leider sind Glatz und Dienstl vom Verletzungspech verfolgt.

Siehst du bei den Mädchen oder Damen Kandidatinnen, die schon bald in die Südstadt aufrücken könnten?
Peter Eipeldauer hat die Sichtungen der Mädchen für Stan unternommen, ich kenne die Erkenntnisse noch nicht. Soweit ich weiß, hat Magdalena Österle Interesse bekundet, ich werde in Vorarlberg mit ihren Eltern sprechen. Auch Melanie Klaffner werden wir heuer wieder einladen. Ich hoffe, dass sich auch Babsi Schett ins Training einbringen kann.

Ist auch eine Daniela Kix, die ja rausgeworfen wurde, in der Südstadt willkommen?
Natürlich. Sie ist eine unserer größten Hoffnungsträgerinnen und kann sich jederzeit an uns wenden.

Bei den Damen ist man derzeit von der Weltspitze doch etwas weiter entfernt als bei den Herren. Dein Vorgänger hatte ja das Ziel, in nunmehr drei Jahren acht Top 100-Spieler zu haben. Hältst du an den Vorgaben fest?
Da muss man schon Abstriche machen. Wir haben einige Talente, aber die brauchen noch Zeit. Ich will mich jetzt nicht festlegen, dass zum Beispiel eine Tamira Paszek in drei Jahren Top 100 ist, oder dass meine Burschengruppe in der Südstadt dann soweit ist. Aber ich denke, wenn wir weiter professionell und hart arbeiten und optimale Bedingungen für unsere Spieler schaffen, werden wir in fünf bis sechs Jahren die Früchte ernten.

Du sprichst von deiner Burschengruppe. Wirst du deine Arbeit mit ihnen reduzieren?
Ich habe schon vor, weiter mit den Burschen zu arbeiten, da ich gute Erfahrungen mit ihnen gemacht habe und sie auf dem richtigen Weg sehe. Aber natürlich werde ich auch andere Aufgabengebiete haben, ob das jetzt Sichtungen, Gespräche oder Büroarbeiten sind.

Wie wird die Zusammenarbeit mit Julian Knowle weitergehen? Ihr absolviert ja gemeinsam das Basistraining.
Wir werden das weiter reduzieren. Julian ist natürlich herzlich eingeladen, in der Südstadt zu trainieren, aber ein umfassendes Basistraining werde ich als Sportdirektor nicht mehr machen können.

Was wird Sportdirektor Gilbert Schaller besser machen als Sportdirektor Stan Franker?
Besser ist, dass ich permanent hier bin, ich kann auf akute Probleme rascher reagieren. Ich kann mich einfach umfassender um das heimische Tennis kümmern, als Stan das möglich war – sei es bei Sichtungen, Verhandlungen oder Entscheidungen.

Interview:

 
 
 
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