Fr., 25.11.2005
 
 
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Kolumne
Mittwoch, 22.6.05
Die größten Tennis-Lügen
Wenn in jedem anderen Lebensbereich Reihen von Missverständnissen, Irrmeinungen und Gerüchten ihr Unwesen treiben, wird es im Tennis vermutlich nicht anders sein.

Gleich vorweg: Falls jemandem der Titel bekannt vorkommt, ist das kein Zufall: Ich habe ihn mir von den "50 größten Diät-Lügen" ausgeborgt, die vorige Woche präsentiert wurden und denen wiederum die "50 größten Fitness-Lügen" vorangegangen sind. Ein Buch wird zwar aus den "Tennis-Gschichtl'n" fürs erste nicht, aber vielleicht eine kleine Serie.
Wenn dabei ein paar Illusionen auf der Strecke bleiben, tut mir das leid.

1. Tennis macht fit!
Eine typische Aussage von Leuten, die zu faul sind, was anderes zu tun. Der Wahrheitsgehalt liegt irgendwo zwischen "ja, aber" und "kaum". Wenn man Fitness einmal grob als Zusammenspiel der Parameter Ausdauer, Schnelligkeit und Kraft definiert (Sportwissenschafter mögen die Unschärfe verzeihen), macht Tennis nur äußerst untrainierte Zeitgenossen fit – und diese auch nur, wenn sie es nicht wettkampfmäßig betreiben.
Wettkämpfende Hobbyspieler gehen an warmen Tagen weit über die Grenzen des Gesundheitsfördernden hinaus und muten im Gegenteil ihrem Kreislauf Belastungen zu, die diesen eher unrund laufen lassen. Wer jedoch von Haus aus körperlich gut beisammen ist, betreibt mit viel Tennis (ohne etwas Zusätzliches zu tun) sogar Negativtraining. Er wird am Ende der Saison sowohl langsamer als auch weniger ausdauernd sein als am Beginn. Wer diese Methode über Jahre betreibt, sieht am Ende aus wie weiland Guillermo Vilas: Ein Schlagarm wie ein Bodybuilder, der andere Arm könnte einem Kind gehören, dazu verzieht es einem noch das Kreuz – nein, also so gesehen ist die fitnessfördernde Wirkung des Tennissports eher ein Gerücht.

2. Ausdauertraining ist schädlich – das macht nämlich langsam!
Ist ein bisschen verwandt mit obigem Postulat und wird gerne zur Untermauerung desselben herangezogen. Wurde z.B. schon live aus dem Munde eines (ehemaligen) Landesverbandstrainers vernommen, dessen Schützlinge dementsprechend schnell waren – schnell müde nämlich. Wahrheitsgehalt auch diesmal: "Ja, aber". Es stimmt: Exzessives Ausdauertraining – so im Bereich ab etwa 10 Stunden pro Woche – verringert die Maximalgeschwindigkeit. Nur ist es bei den exorbitanten Laufwegen im Tennis (im Schnitt unter zwei Meter pro Ball) relativ wurscht, ob Sie die 100m in 12 oder 14 Sekunden laufen. Interessant ist vielmehr, ob Sie für dieselbe Strecke nach anderthalb Stunden Tennis plötzlich 30 Sekunden brauchen würden, weil Sie zwar theoretisch noch schneller laufen, aber nicht mehr schneller schnaufen können. Also nur keine Angst vor dem Ausdauertraining – statt 10 Stunden pro Woche tun es aber deren drei auch. Vielleicht jeden zweiten Tag eine Stunde durch den Prater oder ähnliche Areale macht Sie noch dazu wirklich fit – für Tennis, unter anderem.

3. Bier macht dick!
Mein absoluter Lieblings-Fake. Hat zwar nicht nur mit Tennis zu tun, aber doch auch. Was gibt es Besseres nach dem Spiel als ein kühles Blondes? In einer Zeit, in der Sporternährungstechnisch korrekte Nahrungsmittel angeblich durch den Zusatz "Light" gekennzeichnet werden – und dieser Schwachsinn weithin geglaubt wird – kommt natürlich die Verteufelung des edlen Gerstensaftes gerade recht. Wer fit und schlank sein will, greife zu stillen Mineralwässern oder ergänze verlorene Kohlehydrate durch giftgrüne oder rosa Getränke. Abgesehen davon, dass nur äußerst vertrauensselige Menschen der Meinung sind, die giftgrüne Farbe käme wirklich von 0,2% Limettensaft und sonst nix, enthält der Kohlehydratbomber ung'schaut doppelt so viele Kalorien wie das Bier. Das hat nämlich genau genommen ein bissi weniger davon als z.B. ein stinknormales, nackertes Joghurt (ohne Banane oder Erdbeere).

Der Haken bei der Sache sei fairer Weise halt auch erwähnt: Bier fördert den Appetit, und außerdem würde einem nach dem dritten großen Becher Joghurt womöglich grausen – nach dem dritten Krügerl fängt es dagegen meistens erst richtig zu schmecken an.

Ich würde abschließend trotzdem meinen: Prost – und vor allem: Viel Spaß beim Tennis! Denn den haben Sie ja – hoffentlich!

tennisweb-Kolumnist Arno Dupal ist freier Journalist und Tennistrainer.

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